Foto: Büttner

Frauen und Männer, die vom Brand am 29. März Betroffenen halfen, sie unterstützten oder als Einsatzkräfte das Feuer bekämpften und Verletzte versorgten.      

 

Gemeinde bedankt sich bei allen, die während und nach dem verheerenden Brand in der Beckengasse geholfen haben


Mit einem Fest und einem Essen hat sich die Gemeinde bei den vielen Einsatzkräften, Helfern und Unterstützern bedankt, die bei dem Brand im historischen „Ochsen“ Ende März Außergewöhnliches leisteten. Sie haben es verdient, im Mittelpunkt zu stehen.

Einen Brand dieser Dimension hat Urbach
noch nicht erlebt. Ein 62-jähriger Mensch ist im Brandhaus in der Beckengasse 21 gestorben, 24 Menschen haben ihr Zuhause verloren, ein Haus ist komplett abgebrannt, das Haus daneben ist wegen Löschwasserschadens unbewohnbar. Laut Bürgermeisterin Martina Fehrlen war es der „größte Brand eines Privathauses in Urbach außerhalb von Kriegen“. Wie schlimm er war, schilderten die Betroffenen Tanina Pendica und ihre Tochter Roca Kapaktsis. „An dem Tag standen wir alle
zusammen“, sagt eine Betroffene mit zittriger Stimme trat Roca Kapaktsis ans Mikrofon, zunächst kämpfte sie mit den Tränen, kurz darauf brachen die Emotionen aus ihr heraus. Bewegend und unter Tränen schilderte sie die dramatischen Minuten der Rettung ihres Vaters und schloss alle in ihren Dank mit ein. „Sie haben etwas getan, wozu Sie gar nicht verpflichtet sind, weil
wir uns nicht kennen, aber an dem Tag standen wir alle zusammen. Danke.“ Die Bilder der Rauchsäulen, die am 29. März über Urbach hingen, haben sich tief eingeprägt. Um 7.26 Uhr wurde die Feuerwehr alarmiert. Jochen Wolf, stellvertretender Kreisbrandmeister, und der Urbacher Feuerwehrkommandant Michael Hurlebaus zeigten Videos von Passanten, die das Ausmaß des verheerenden Gebäudebrandes erahnen lassen. Das zunächst mit dem Alarmstichwort „Zimmerbrand“ gemeldete und in der von drei Männern bewohnten Sozialwohnung ausgebrochene Feuer hatte sich bereits hinaufgearbeitet und die Flammen schlugen aus dem Dach, als die Feuerwehr Urbach eintraf. Schnell war klar, dass es nicht ohne Unterstützung gehen würde. Der Kreisbrandmeister wurde benachrichtigt, das Alarmstichwort auf „Gebäudebrand“ erhöht, die Feuerwehr Plüderhausen unter „Vollalarm“ zur Verstärkung gerufen.

Ein Musterbeispiel für gelungene interkommunale Zusammenarbeit
Stundenlang kämpften die Wehren aus Urbach, Plüderhausen, Schorndorf, Fellbach, Welzheim und Waiblingen gegen den Brand an. Laut Wolf war es ein „sehr schwieriger Einsatz“. Aufgrund der Bauart mit mehreren Zugängen ins Haus seien die Gebäudestruktur und die Verbindung der Stockwerke schwer einschätzbar und zu sehen gewesen. Er dankte dem ortskundigen Urbacher Kommandanten Michael Hurlebaus sowie allen beteiligten Wehren für den Löscheinsatz; er sei ein „Musterbeispiel interkommunaler Zusammenarbeit“, die Hand in Hand funktioniert habe. „Die Feuerwehren absolvieren viele Übungsstunden, um so eine Leistung abzurufen“, so Wolf. Hurlebaus stellte die Dimension des Großeinsatzes in Zahlen dar. 131 Einsatzkräfte und 37 Fahrzeuge waren demnach im Einsatz: 83 Feuerwehrangehörige und 22 Fahrzeuge, 18 Polizeibeamte mit zehn Fahrzeugen sowie 30 Rettungskräfte und Notärzte der DRK-Ortsverbände Plüderhausen und Urbach mit 14 Fahrzeugen. Den Ersthelfern ist es zu verdanken, dass viele Menschen in Sicherheit gebracht werden konnten. „Sie alle haben sich hervorragend miteinander abgestimmt, diese dramatische Lage professionell in den Griff bekommen“, würdigte Bürgermeisterin Martina Fehrlen den Einsatz.

Dank, Lob, Wertschätzung und Anerkennung gilt den vielen Unterstützern aus dem Ort, dem christlichen Begegnungszentrum, der Schatzkiste und den vielen Spendern aus der Bevölkerung, die dafür sorgten, dass die Betroffenen ein Dach über dem Kopf fanden, sie mit dem Nötigsten versorgten und betreuten. Eine ganze Gemeinde habe zusammengestanden: „Sie alle haben gezeigt, wie man durch gelebte Nächstenliebe und bürgerschaftliches Engagement der Not und dem Leid ein menschliches Gesicht geben kann“, hob Fehrlen den sozialen Zusammenhalt hervor. „Mit tiefer Dankbarkeit und großem Respekt verneigen wir uns vor Ihrem außerordentlichen Einsatz.“
Hermann Hansmann vom christlichen Begegnungszentrum aus Aichenbach gab den Helfern den Segen und sprach das Tischgebet, bevor Betroffene und Helfer bei einem gemeinsamen Abendessen miteinander ins Gespräch kamen und sich persönlich bedankten.

Aus der Rede von Bürgermeisterin Fehrlen:
Durch den heldenhaften Einsatz unserer Freiwilligen Feuerwehren konnte Schlimmeres verhindert werden. Unser DRK Urbach und das DRK Plüderhausen arbeiteten routiniert und unterstützten die Einsatzkräfte und Opfer durch Bereitstellung von Essen und Getränken.
Viele Betroffene konnten durch den selbstlosen Einsatz der Nachbarn und Ersthelfer gerettet werden.
Bei Beginn des Brandes Marco Mayer betrat die bereits brennende Wohnung, um die Herren Zettl und Kepeciler zu retten,
Markus Schöberl kam zufällig vorbei und unterstütze Marco Mayer,
Dr. Xenia Hemeling, half Giuseppe Pendica im Rollstuhl aus dem schon brennenden Haus zu holen,
Dieter Kempter unterstützte auch sofort und stellte von außen eine Leiter gegen das brennende Haus,
Ingrid Brenner alarmierte die Feuerwehr.
Ihrem Engagement als Ersthelfer ist es zu verdanken, dass zu Beginn des Brandes so viele Menschen unbeschadet das Gebäude verlassen konnten. Tausend Dank dafür.
Während des Brandes ging die Unterstützung weiter:
Katja Tusswald nahm Yvonne Haag ohne zu zögern bei sich daheim auf,
Familie Mustafa Arslan nahm spontan Familie Bentelis auf und fuhr sie später zur Mutter in den Nachbarort,
Pfarrer Dieterle und Familie kümmerten sich spontan um die betroffenen Familien und Einzelpersonen. Sie nahmen Personen in ihrem Haus auf und unterstützten tatkräftig und erfolgreich bei der Suche nach Notunterkünften.
Nach dem Brand mussten die Opfer mit den Gütern des täglichen Bedarfs versorgt werden, sie brauchten sofort an einem Freitagnachmittag fürs Wochenende und darüber hinaus eine Unterkunft. Und sie brauchten und brauchen Möbel, Kleidung und viele weitere Utensilien des täglichen Bedarfs.
Danken möchten wir dabei:
Hermann Hanselmann vom Christlichen Begegnungszentrum Aichenbach, für die spontane Aufnahme einer Familie übers Wochenende.
Simone Halle-Bosch für die spontane Zurverfügungstellung ihrer Ferienwohnung in Plüderhausen (für die vorläufige Unterbringung der Familie Sabados),
Der Familie Dungs, für die Vermietung der „Villa Muth“ (für die Unterbringung der Familie Sabados),
Dem Ehepaar Heinrich, für die Vermietung des Hauses Schlossstraße 20 (Unterbringung Familie Pendica/Kapaktsis),
Ein großes Dankeschön geht an Benny Meitinger und die Ehrenamtlichen der Schatzkiste für die selbstlose und spontane Organisation der Spendenaktion und Bereitstellung einer Hotline zur systematischen Erfassung der Spenden.
Und last not least möchte ich mich bei Achim Grockenberger bedanken, bei dem von Seiten der Gemeindeverwaltung die Fäden zusammenliefen. Auf der Suche nach geeigneten Unterkünften für die Brandopfer telefonierte er sich durchs halbe Remstal. So manches graue Haar geht wohl auf dieses Wochenende zurück.

 

Bericht aus der Schorndorfer Nachrichten vom 11.Mai 2019 von der Mitarbeiterin Heidrun Gehrke.